Eine Ausstellung mit Medienkunstarbeiten aus dem Sitemapping-Programm des Schweizer Bundesamtes für Kultur.
Künstler/innen: Stefan Baltensperger, Maia Gusberti, Felix Stephan Huber, Esther Hunziker, Anja Kaufmann + Roman Häfeli, knowbotiq, Marcus Maeder + Jan Schacher, Norient (Thomas Burkhalter, Michael Spahr, Simon Grab), Max Rheiner, Myriam Thyes, Ubermorgen.com, Christoph Wachter + Mathias Jud.
Kuratorinnen: Anke Hoffmann, Yvonne Volkart
Auszug aus dem Essay von Anke Hoffmann und Yvonne Volkart im Katalog zur Ausstellung:
Kunst, Medien, Wirklichkeit
Connect. Kunst zwischen Medien und Wirklichkeit bezieht sich auf diese aktuelle Hinwendung zum permanenten Verschaltetsein und plädiert gleichzeitig für eine Kunst, die sich mit der Welt auseinandersetzt und mit den ihr je spezifischen Medien und Methoden in diese eingreift, diese mitproduziert. Der Titel beinhaltet auch eine gewisse Ironie, oder genauer gesagt, Undurchsichtigkeit. Tatsächlich gibt es keine Kunst ohne Medien, und die sogenannte Wirklichkeit ist immer auch medial konstruiert. Kunst, Medien, Wirklichkeit bedingen sich gegenseitig, aber gerade deswegen ist die Frage nach den Verbindungen virulent. Uns ist aufgefallen, dass viele der in den letzten Jahren für Sitemapping eingegebenen Projekte sich mit den vielschichtigen Ungleichheiten und Widersprüchlichkeiten befassen, die der Technokapitalismus mit seinen smarten Technologien hervorbringt. (…) Medienkünstler*innen nehmen sich mit ihren je unterschiedlichen künstlerischen Praktiken der Verhandlung der Welt und des Weltgeschehens an. Sie untersuchen medienreflexiv die Produktionsbedingungen medialer Welterklärungen oder die strukturellen Phänomene von Massenkommunikation und machen Ausschlussmechanismen sichtbar. (…) Gemeinsam ist allen Arbeiten, dass sie die Widersprüchlichkeit und Komplexität machtvoller Abhängigkeiten nicht verneinen oder vereinfachen, sondern mittels hybrider Medienstrategien unmittelbar umsetzen und erfahrbar machen. Ziel dieses Projekts ist es, die Vielfalt sowie das Relevante und Politische der geförderten medienkünstlerischen Praktiken zu würdigen und zu zeigen, dass es trotz bestimmter (techno)medialer und kultureller Eigenheiten viele Gemeinsamkeiten mit dem ,herkömmlichen‘ Kunstfeld gibt. (…)
Myriam Thyes: Malta as Metaphor
Video Pal, 20:45, 4/8-Kanal-Installation, 2008
Ein ruhig daliegendes Meer, auf dem alte Kriegsschiffe, Fregatten und Galeeren vorbeifahren und untergehen, am Strand der tanzende Sensemann, mit schwerer Kirchenmusik untermalt. Die Schiffe drängen riesenhaft vergrössert in den Vordergrund, bis ihre Taue und Seile durch Stacheldrähte und Maschinendrahtzäune von Abschiebegefängnissen und europäischen Aussengrenzen ersetzt werden. Immer wieder kommt es im Laufe des Films Malta as Metaphor zu solchen bildlichen Überblendungen des alten Malta mit dem neuen, so dass sich Historie und Gegenwart unentwindbar ineinanderlegen. Nach einem Moment des Stillstands geht es weiter mit der nächsten Szene, z.B. einem Flüchtlingslager. Mit diesen Strategien von Überblendung und Immersion gibt Myriam Thyes die touristisch gern besuchte Mittelmeerinsel zu einem Ort von Gewalt und Tod, Abschottung und restringierter Zirkulation zu erkennen, die schon seit Jahrhunderten dauert. Während Malta heute mit der massenhaften Ankunft von Bootsflüchtlingen aus Afrika umzugehen sucht und gleichzeitig westliche Spekulanten willkommen heisst, versuchten bereits vom 16. bis 18. Jahrhundert die Malteser-Ritter bzw. der Johanniter-Orden als eine Art Mittelmeerpolizei die westlichen Küsten des Mittelmeers und das Christentum gegen das Osmanische Reich und den Islam abzuschirmen. Davon zeugen die Relikte kriegerischer Artefakte wie Stützpunkte, Festungen, Kanonen, getragen von einem auch heute noch beinah militärisch anmutenden praktizierten Katholizismus voller Prozessionen, Rituale und dunkler Bilder. Durchbrochen von zirkulierenden Autos, leer stehenden Hotelbunkern und den traditionell als „lebende Skelette“ dargestellten Verstorbenen des Johanniter-Ordens wird dies als mythisch anmutende Gleichzeitigkeit erfahrbar. Malta as Metaphor steht für die Festung Europa, die offensichtlich nicht erst in den letzten Jahrzehnten aufgebaut wurde.
(Anke Hoffmann und Yvonne Volkart im Katalog)
Katalog mit Essays von Anke Hoffmann und Yvonne Volkart, Andreas Broeckmann, Sibylle Omlin.
Links
Downloads
Ort
Shedhalle
Seestrasse 395
8038 Zürich